Meine Kreuzfahrt

Lanzarote

| Sonntag, 19. April 2009


Hier haben wir den Ausflug nach Manrique und zum Kakteengarten gebucht und haben es nicht bereut. Unser Reiseleiter war gebürtiger Kanare von Lanzarote und erzählte uns viel über die Insel. Besonders die Zeit vor dem und seit dem Tourismus hat es ihm angetan. Lanzarote war eine sehr arme Insel. Auf grund der vulkanischen Herkunft und des großen Vulkanausbruchs von 1730 bis 1736 war die ganze Insel sehr karg und landwirtschaftlich schwer zu bebauen.
Wir besuchten einen Bauernhof, zu dem wahrscheinlich alle Touristen aber auch spanische Schulklassen gefahren werden. Hier bekommt man ein Glas Wein aus heimischer Produktion angeboten und kann dann Eindrücke über die harte Arbeit der einheimischen Bauern gewinnen, wie sie früher lebten und arbeiteten. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, so sagte uns der Reiseleiter, weil, wie schon erwähnt, das moderne Lanzarote keine Bauern in diesem Sinn mehr kennt und sich die Kiddys deshalb auch nicht mehr vorstellen können, woher denn das Zeug, das sie essen, eigentlich so kommt.

Aber die Menschen schafften es, sich zu ernähren vom Anbau aller notwendigen Dinge, wie Kartoffeln, Obst und anderes Gemüse. Dann war da noch die Salzproduktion in den Salinen des Westens, eine sehr harte Arbeit. Viele Kanaren wanderten nach Lateinamerika aus, wodurch sich zu den Ländern Südamerikas eine enge Bindung entwickelte, die heute noch besteht. Sogar sprachliche Gemeinsamkeiten bildeten sich heraus. Als der Tourismus begann sich zu entwickeln, wurden zuerst Wasserentsalzungsanlagen für die Touristen gebaut, weil es auf Lanzarote so gut wie keine natürlichen Wasservorkommen gibt. Kein Grundwasser, keine Flüsse oder Seen und nur 160 bis 250mm Niederschlag als Regen im Jahr. Das ist fast genauso viel (oder wenig) wie in der Sahara jährlich fällt. Dann kam der Straßenbau dran und die ersten Hotels wurden gebaut. So fingen die Menschen an, sich langsam bescheidenen Wohlstand durch den Tourismus anzuschaffen. Die Kehrseite der Medaille war, dass kaum noch jemand auf den Feldern die schwere Arbeit verrichten wollte und man beginnen musste alle Dinge, die benötigt wurden, zu importieren. Heute kann sich die Insel überhaupt nicht mehr ernähren. Alles muss importiert werden. Alles.

Hier sieht man den Eingangsbereich zum Manrique-Museum. Das Haus, ist zu einem großen Teil unterirdisch angelegt. Manrique kaufte das Grunsstück, weil es in einem Lavastrom lag und in diesem Lavastrom 5 große Blasen entdeckt wurden. Diese Blasen baute er zu Zimmern aus. Sie sind alle unterschiedlichen Farben zugeordnet. Wie ich finde iene tolle Idee und wunderschön.

Solche Kinder Lanzarotes wie Caesar Manrique waren ein Segen für die Insel, weil er das Gewissen der Menschen auf Lanzarote war. Er war ein berühmter Künstler, der mit Picasso, Warhool und anderen abstrakten Künstlern seiner Zeit zusammen arbeitete.

Als er nach langen Studien und Reisen aus dem Ausland zurück kam, sah er die Entwicklung voraus, die die Insel nehmen würde, wenn icht aufgepasst würde. Weil er berühmt war und die Leute auf ihn hörten, konnte er viele Dinge zum positiven hin beeinflussen. Zum Beispiel sollten drei riesige Hotelhochhäuser am Strand gebaut werden. Das erste war schon fertig und die nächsten schon geplant. Er setzte durch, dass Hotels nicht mehr als 4 Stockwerke haben durften und Familienhäuser nicht mehr als zwei. Außerdem war geplant, 300.000 Hotelbetten auf der Insel einzurichten (heute gibt es 70.000) und Manrique empfahl, nicht mehr als 80.000 zuzulassen. Eine auffällige Sache, die er auch durchgesetzt hat, ist das Verbot, Werbeplakate an den Straßenrändern und überhaupt aufzustellen. Zum Glück halten sich die Menschen bis heute an diese Vorschläge und man kann sagen, dass dadurch ein sanfter Tourismus besteht. Manrique baute sich ein Haus in einem abgekühlten Lavastrom. Dort entdeckte man 5 unterirdische Blasen, die er zu fünf Zimmern ausbaute, eine phantastische Geschichte.

Manrique entwarf auch den Kakteengarten, der heute mehr als 10.000 Stück und über 1.400 Arten von Sukkulenten beherbergt. Es ist ein Krater, der dadurch entstanden ist, dass die Inselbewohner Lavaasche für ihre Felder abgebaut haben und dadurch eine große Grube entstand. Darin wurden Terrassen angelegt, in die die Kakteen gepflanzt wurden.

Eine Sache, die ebenfalls bemerkenswert auf Lanzarote ist, ist die Schildlausproduktion. Es gibt eine Schildlausart, deren Blut noch heute als natürlicher Farbstoff für zum Beispiel Lippenstifte und andere Kosmetika verwendet wird. Die ca. 5 bis 6mm großen Tiere ernähren sich vom Saft einer Opuntienart, die hier auf Lanzarote angebaut wird. Sie saugen sich in Gruppen von 5-10 Stück mit ihrem Stachel an der Pflanze fest und können dadurch leicht geerntet werden. Diese Produktion ist allerdings auf Grund der Preisdifferenzen zwischen Europa und Lateinamerika, wo auch solche Plantagen existieren, vom Zerfall bedroht. Gut für die Läuse.

Nachdem wir einen typischen Bauernhof aus der Zeit vor dem Tourismus besucht haben, fuhren wir nach Manrique in die Villa des 1992 bei einem Autounfall gestorbenen Künstlers. Von dort aus ging es weiter zum Kakteengarten. Am Nachmittag blieben wir auf dem Schiff und genossen den Sonnenschein, bis wir einen kleinen Sonnenbrand hatten. Insgesamt war es wieder ein sehr entspannter Tag.

Das kursiv Geschriebene stammt aus meinem Reisetagebuch. Ich habe den Text so übernommen, ohne etwas hinzuzufügen oser weg zu lassen.

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